Für den, neben dem Marktplatz und dem Landungsplatz dritten großen Platz im Ortszentrum von Hallstatt, der den Vorplatz des Hallstatt-Museums bildet, gibt es aktuell keine offizielle Bezeichnung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hieß der Platz "Pfarrer-Garten"[1]. Morton nennt für die Fläche die Bezeichnungen "Pfarrerplatz" und "Pfarrhofgarten".[2]
Vielleicht hieß der, vor dem 1750 abgebrannten Pfannhaus liegende, Platz, analog zu dem ihn südwestlich begrenzenden "Pfannhausbühel", vormals einfach "Pfannhausplatz". Der Platz liegt auf einem Schuttkegel[3], der ein deutliches Gefälle Richtung See aufweist. Rezent ist die Platzfläche durch eine etwa 2m hohe Stützmauer, welche den Museumsvorplatz zur Seestraße abgrenzt, terrassiert und damit in zwei horizontale Teilflächen gegliedert. Auf allen verfügbaren historischen Darstellungen des Zustands vor dem Marktbrand 1750 fehlt eine solche Stützmauer, sodass ursprünglich eine durchgehende, zum Seeufer hin abfallende Platzfläche als gesichert anzunehmen ist.
Abbildung 1: Pfannhaus, Amthaus, 1649 - Matthäus Merian.
Von Merian liegt eine Vedute des gesamten Marktes von 1649 vor, die in manchen Bereichen zwar idealisiert, jedoch deutlich einen, nach Süden zum Seeufer des Bognerwinkels hin offenen, Platz zeigt.[4] In den Beständen der Albertina in Wien befindet sich eine Karte,[5] auf welcher der bauliche Zustand Hallstatts vor dem Brand von 1750 von allen verfügbaren bildlichen Quellen am genauesten dargestellt ist. Darüber hinaus ist jedes Gebäude mit einer Nummer versehen, welche in der Planlegende immer den Besitzer nennt und zu den wirtschaftlich bedeutsamen Objekten zusätzliche Informationen liefert. Auf dieser Grundlage können, das Pfannhaus,[6] das Zuseher[7] Haus, das salinarische Amtshaus[8], in dem der Hofschreiber[9] auch seine Wohnung hatte,[10] der Hofkomplex,[11] bestehend aus Gegenschreiber[12] Haus, den Zimmern der Königin Elisabeth und der Hofkapelle, der Hof-Diener-Turm.[13] die Antraghütte,[14] der "Traid-Kasten"[15] und die "Stuck-Hütte"[16] genau verortet werden. Auf dem, zum See hin offenen südöstlichen Bereich des Platzes wurde auf der "Baann"[17] die Manipulation des Brennholzes für die Salzsud bewerkstelligt.
Auf einer Zeichnung[18] aus den 1730er Jahren ist der Gebäudebestand, der den Pfannhausplatz vor dem Marktbrand 1750 umschloss, deutlich zu erkennen. Von diesem Bestand ist lediglich das rezent als Museum genutzte Gebäude erhalten geblieben. Es begrenzt immer noch den Platz im Süden und steht als Trennelement zum Badergraben. Dieses Objekt diente bis 1750 als salinarisches Amtshaus,[19] später beherbergte es den katholischen Pfarrhof, die Volksschule und die Gendarmerie.
Abbildung 2: Pfannhausplatz zwischen 1730 und 1735- Anonym, Museum Hallstatt, Invent. Nr. F 12043.
Bis zum Marktbrand 1750[20] bildete der Hofkomplex, bestehend aus dem Gegenschreiber[21] Haus, den Zimmern der Königin Elisabeth und der Hofkapelle, die östliche Begrenzung des Platzes. Der kubische Habitus des Gegenschreiber-Hauses, mit seinen zum Innenhof geneigten Pultdächern erinnert von seiner Gestalt an den Kammerhof zu Gmunden aber auch an die "Innstadtbauweise".[22] Zwischen Amthaus und Hofkomplex stand markant der Hof-Diener-Turm.[23] Westlich begrenzten bis 1750 das Pfannhaus und das Zuseher[24] Haus den Platz und südwestlich schlossen an das Pfannhaus noch der "Traid-Kasten"[25] und die "Stuck-Hütte"[26] an. Der zum See hin offene südöstliche Bereich des Platzes wurde für den "Hallwidt-Aufsatz", die Lagerung des Brennholzes für die Salzsud, genutzt.
Dieser Platzzuschnitt und Gebäudebestand findet sich, wenn auch anders proportioniert und gröber dargestellt, bereits auf der Tagrevierkarte des Bergmeisters Hans Rietzinger[27] von 1713.
Abbildung 3: Mauerrest der Hofkapelle. Die Südfassade des Hauses Am Hof 111 ist die erhalten gebliebene nördliche Innenwand der Hofkapelle.
Abbildung 4: Pfannhausplatz, Hofplatz, 1713 - Hans Rietzinger, Tagrevierkarte, OÖLA.
Abbildung 5: Pfannhausplatz um 1720 - Anonym, Salinenarchiv, Bad Ischl, Inventar Nr. 18/o.
Eine anonyme Darstellung, die zwischen 1712 und 1730 entstanden sein dürfte, zeigt den Pfannhausplatz ebenfalls mit dem oben beschriebenen Gebäudebestand, wobei "15" in der Legende mit "Hoff-Capelln" und "11" mit "Pfannhauß" benannt ist. Die deutlich dargestellten aus dem Sudhaus aufsteigenden Rauch- und Dampf-Brüden bestätigen letztere Zuschreibung. Bei dem Gebäude zwischen dem Pfannhaus und dem Seeufer dürfte es sich um den, an seinem ursprünglichen Standort abgekommenen, Traidkasten[28] handeln. In der Legende heißt es zu 10: "Markht Hallstatt" und zu 14: "Spital Kirchen". Diese Kirche stand zentral am Marktplatz, wurde bei Marktbrand von 1750 zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Abbildung 6: Pfannhausplatz, 1730-1735 – Anonym, Museum Hallstatt.
Auch auf einem Gemälde[29] aus dem Hallstatt Museum, das zwischen 1730-1735 entstanden sein dürfte, ist das Pfannhaus eindeutig aufgrund der aufsteigenden Rauch- und Dampf-Brüden zu erkennen. Der Pfannhausplatz ist als deutlich akzentuierter, trapezförmiger Platz auszumachen, der sich zum See hin öffnet und dessen Flanken den Falllinien des Geländes folgen. Das Zuseher[30] Haus schließt an der Nordwestecke des Pfannhauses an und bildet die schmale Westseite des Platzes. Das Amthaus[31] verläuft mit seiner Längsachse in östlicher Richtung parallel zum Badergraben, der damit vom Platz abgetrennt wird. Am östlichen Ende schließt der Hof-Diener-Turm[32] unmittelbar an. Der Hofkomplex schiebt sich in die Nordwestecke des Pfannhausplatzes, lässt aber Raum zum See hin offen, wo im südöstlichen Platzbereich, am Seeufer der "Hallwit", das Feuerungsholz, "aufgesetzt", gestapelt, ist. Sowohl der südwestlich an das Pfannhaus anschließende "Traid-Kasten"[33] als auch die "Stuck-Hütte"[34] fehlen auf dieser, in ihren Grundzügen idealisierten, Darstellung.
Abbildung 7: Pfannhausplatz, 1725 - Hans Rietzinger, Acurate Mappe.
Die "Acurate Mappe",[35] ein großformatiger Plan des Hallstätter Salzbergwerks aus dem Jahr 1725, zeigt in einer Randzeichnung den Markt Hallstatt. Die Darstellung des Pfannhausplatzes und seiner Randbebauung ist sehr genau und ähnlich der Zeichnung[36] aus dem Hallstatt Museum ausgeführt. Der Pfannhausplatz ist auch hier als trapezförmiger Platz auszumachen, dessen Öffnung zum See aber sehr schmal gehalten ist. Das Zuseher[37] Haus schließt an der Nordwestecke des Pfannhauses an und bildet die Westseite des Platzes. Das Amthaus[38] verläuft mit seiner Längsachse in östlicher Richtung, wo in unmittelbarer Folge der Hof-Diener-Turm[39] anschließt. Der Hofkomplex bildet auch in dieser Darstellung die östliche Begrenzung des Platzes. Der kubische Habitus des Gegenschreiber-Hauses,[40] mit Innenhof und Pultdächern, erinnert von seiner Gestalt auch in dieser Darstellung an den Kammerhof zu Gmunden und die "Innstadtbauweise".[41]
Abbildung 8: Brandruinen des Pfannhauses, 1765 - Engleithner, OÖLA.
Sehr aufschlussreich ist die Darstellung Engleithners[42] aus dem Jahr 1765, da hier - 15 Jahre nach dem verheerenden Brand - die Schäden noch klar ablesbar sind. Aus der Legende geht hervor, dass mit B das "ehemalige Amt-Haus" und mit C der "Platz wo bis [1]750 das Pfannhaus gestanden" ist, bezeichnet wird.
Abbildung 9: Pfannhausplatz 1825, entzerrte Urmappe.
Der Vorplatz des Hallstatt Museums deckt sich im NW-Bereich mit dem alten Pfannhausplatz, ist aber durch eine, entlang der Seestraße in NO-SW Richtung verlaufende Stützmauer begrenzt und liegt bis zu zwei Meter über dem ursprünglichen Niveau. Im südwestlichen Bereich, wo das Pfannhaus[43] stand und im östlichen Bereich, wo der Hofkomplex situiert war. erweitern heute diese nicht wieder bebauten Flächen den Platzraum. Der ursprünglich im SO freie Bereich zum Seeufer hin ist hingegen nun bebaut. Damit ist ein urbaner Raum entstanden, der in mehrere Teilbereiche zerfällt.
Abbildung 10: Museumsvorplatz mit Ausrichtung der umgebenden Gebäude.
Der Museumsvorplatz ist aufgrund seines deutlich erhöhten Niveaus und seiner Erschließung über eine Stiege bzw. eine ungünstig gelegene Rampe kaum in das Ortsgefüge eingebunden. Im Südwesten begrenzt eine weitere Mauer, welche als nächsthöhere Terrassenebene den geschlossenen Hintergarten des evangelischen Pfarrhofs stützt, dessen Rückfront als letzte Abstufung den Museumsvorplatz nach Westen begrenzt. In der Südöstlichen Ecke hat sich als ortsräumliches Zwischenpodest ein Sub-Platz gebildet, von dem aus Richtung SW die Seestraße abfällt und nach NW der Pfannhausbühel zum Oberen Marktplatz hin steil ansteigt. In der Gegenrichtung verläuft von diesem Zwischenpodest aus die Seestraße ohne Gefälle bis zur Engstelle zwischen Gemeindeamt und Löckerbrunnen, wo bis 1856 Hofmauer und Hoftor den Platz geschlossen haben.[44]
Die östliche Bebauung, nimmt mit dem Gemeindeamt und mehreren Geschäftslokalen auf die Landesstraße und nicht auf den Museumsvorplatz Bezug. Lediglich die Schauseite des Museums und dessen Eingangsbereich weisen direkt auf den Vorplatz, und definieren damit den letztendlich verbliebenen kleinräumigen Platzbereich des einstmals wichtigsten Platzes von Hallstatt.
Friedrich Idam, April 2025
Anhang
Hofkammer- und Finanzarchiv Wien, Altes Bancale, rote Nummer 286.
Commissions Relation dieses hochen Mittels Hoff Raths Hr. v. Quiex die zu Haalstatt abgebrunnenen Sallz Pfannen betr. sambt Beÿlagen von Lit. A. biß X [fehlen im Akt mit Ausnahme von Lit.K]
Abgelegt unter 23. 1. 1751, datiert mit 30. 12. 1750
105 Folien, beidseitig beschriftet gebunden, foliiert von 1-21
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(Orth) herzustellen, zumahlen der Platz hierzu nicht geraumig und vorhanden, auch der vorigen Feuers - Gefahr allezeit unterworffen wäre, nicht minder die abgehenden Schnee - Lähnen und Steiner mehr als ehemahlen zubeförchten, und ein jeder, der nicht die mindeste Erkantnuß vom Salz - Sud hat, sich beÿ übersehenden Brandstädten verwundern muß, wie jemahlen einen hat einfallen können, an einem solchen Orth, wo die alte Salz - Pfannen gestanden, eine dergleiche zuerbauen, indeme annebens nicht einmahl Platz gewesen, das benötigte Hallholz aufzustellen, sondern man gezwungen ware, das täglich benöttigte von der anderen Seite des Hallstätder See zur Pfannen mit einem jährlichen Unkosten von 450 fl. zu überbringen, und anbeÿ das Ohngemach auszustehen, daß beÿ Sturmischen Wetter diese höchst nöthig gewesene Zufuhr gestecket, und der Salz - Sud gehemmet worden. Alle diese Anstände und Beschwerlichkeiten können künftighin vermieden werden, auch da die alte Pfann - Stadt gar nicht |
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mehr zu gebrauchen, sondern von dem Feuer dergestalten zu Grund gerichtet worden, daß kaum eine Stein - Platten oder von denen übrigen Herrschafftl: Gebäuen das geringste Materiale mehr gebrauchet werden kan, so nicht vom Feuer, weilen alles aus Marmor - Stein bestehet, angegriffen, und aufgelöset worden, dergestalten daß die von denen hier angewesenen abgeordneten Fertingern vorgewiesen Schrifftliche Zeugenschafft als ob alles beÿ der alten Pfannen gut seÿe, und derselben Herstellung etwelche wenige Hundert Gulden erforderen, grundfalsch ist, und der Werckmeister welcher beÿ dem abermahligen Augenschein widerum zugegen gewesen, nach selbst genohmener Prob sein übersehen hat einbekennen müssen, so wäre ich der ohnvorschreiblichen Meÿnung, wie es auch nach zweÿmahl mit mir abgehaltener Beaugenscheinigung am räthlichsten befunden worden, das neue Pfannhauß in der Lahn samt zugehörigen auf Pürsten [Holzpfähle], weilen das Erdreich ein von vorigen Zeiten von dem See verlassens Thal ist, aufzurichten und zuerbauen. |
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Es wird deme ohngehindert sothanners Pfannhauß von Hallstadt nicht hinwegezogen, massen dieser Ort mit seinen Gebäuen sich in diesen Thal ohnzerteilter erstrecket, ja vielmehr zu den angetragenen Pfannhauß ein so anderes Hauß abgelöset werden muß, um den rechten Grund darzu zu überkommen. Hallstadt so wenig als die Fertinger können sich so Minder über dessen Entfernung von dem alten Orth beschweren, als das Gebäu von dem See nicht weit gelegen, mithin das Salz denen Fertingern auf dem Wasser leicht kan zugeführet werden[45], die Pfannhäuser[46] ein wie allemahl im Marckt zu wohnen verbleiben, mithin der Verdienst von dannen nicht abgezogen wird, ansonsten aber gar kein anderer Ort in Hallstadt vorhanden, wo ein solches Gebäu mit Sicherheit mehr aufgeführet werden möge. Die Vortheil so das Ærarium hierab verspühren wird, haften noch an deme, daß geräumer Ort genügsam vorhanden, um das Hallholz in Vorrath aufzustellen, um beÿ allen Gelegenheiten |
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solches an der Hand zu haben wodurch dem Ærario gegen die vorigen Zeiten, wo nicht 450 doch einer nicht viel wenigere Erspahrung, wan das Hallholz zu der Pfannen nicht zugeführet werden muß, angedeÿet, das leztere aber zuvermeiden wird auf einer Wasser - Riesen und Teichl [?] angetragen. Ferners wird die Sulzen von den daran anstossenden Salz - Berg in einer geringeren Entlegenheit durch eine Röhre zugeführt, und das Wasser zu Treibung des Schöpf - Rads von dem jenigen genommen so dermahlen aus dem Gebürg der Schmitten zulaufet, und obgleich solches in etwas gering und ohngleich ist, mithin ein oder das andere Werck beÿ beider Versehung gehindert werden könne, so hat sich beÿ ferneren Nachforschung entdecket, daß man zu jener zeit wann man desselben auf das Schöpf - Rad benöttiget ist, nemlich am Sonntag wo die Schmidten still stehet, solches hierorts entpehret mithin beiden Werkern zur rechter Zeit ausgeholfen werden könne, ohne das zu dem Pfannhauß ein Fluder - Werck zu erbauen |
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wäre, da man sich mit alleinigen Zweÿ Röhren zum obigen Ende begnügen kan. Es kommet nur auf das alleinige Wasser an, welches man zu einer Saag - Mühlen Vonnöthen hat, so man sich aus dem durchfliessenden obwohlen keinen rechten Saiger habenden Wallbachs[47]herhohlen kan, deme man auch mit wenigen Kösten zuhelfen begelegnet, da vorhin auch eine dergleiche Mühle dorten gestanden ist, die neüe aber ebenfalls nicht gleich zuerbauen kommet, sondern man sich von der Gosa - Mühl aus immittels mit denen Notturften behelfen mag. Es ist zwar die Frage aufgeworfen worden: ob nicht zuweilen die beÿ grossen Wasser sich mit Stein und Grieß[48] Von dem Gebürg herunter stürzende Lähnen dem Werck nicht schaden, oder auch der austrettende See nicht etwa den Sud hemmen, oder andere Ohngelegenheiten verursachen würde? Es hat sich aber nach genauer der Sachen Untersuchung geäusseret, daß der Bach ganz rein, und mit einem Mieß[49] überzogen seÿe, mithin der Schoder nicht so starck zufliessen dörfte, also diese Forcht von selbsten wegfallet, bevorab |
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da auch noch oberhalb in dem Tahl eine Mühle stehet, die dergleichen Unglück nie empfindet. Die Austrettung des See seÿe beÿ Menschengedencken nur einmahl und zwar Ao: 1736 beschehen, welches als ein Zufall angesehen werden müste, derleÿ mehrere einer Sachen zustossen könnten, ohne sich abschröcken zulassen ein Haubt - Werck anzugreifen. Nach solchergestalten herzustellenden neuen Pfannhauß und zugehörigen kommet nicht minder zu erörtern, wie und auf was Orth die übrige Herrschaftl: und Amts - Gebaüer herzustellen seÿen? Nach widerholter Durchsuchung gesamter sowohl Herrschaftl: als übrigen privat - Brandstätten hat sich befunden, das fast kein einzige widerum aufzubauen, ja nicht einmahl die Steiner zu denen anderweitigen Gebäuern zu brauchen räthlich seÿe, und ohngeachtet die Fertingern und Inhaber dem künftigen Umsturz ihrer anjezo herstellenden Brandstädten beÿ etwa einfallenden nassen Wetter mit der grösten Gefahr ihres und der Ihrigen Lebens bevorsehen, dannoch alles aufrichtigen Ermahnens ohngeachte mit |
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der Ausbesser = und Aufstellung neüer Tachstühlen vorgehen, und sich dem alltäglichen Untergang aussezen. Die Werckmeister im Orth seÿnd der Sach nicht gewachsen, und fallen solcherleÿ Reparationen beÿ, bloß um einen Verdienst zu überkommen, und die Inhaber seÿnd so eigensinnig, daß gleichwie Sie in anderen, also auch in ihren eigenen Anliegenheiten selben allen Glauben beÿmessen, und glathin zu ihren eigenen Schaden fortbauen. Ich habe ihnen dißfalls selbsten zugeredet und angerathen, um sich ausser allen Schaden und Verantwortung zusezen, weiter Sie auf die beÿ dem Ober - Amt befindliche Ausseer Werckmeister kein Vertrauen haben, anderwertig hereingeschickten zu durchgehung ihrer Brandstädten kommen zu lassen. Man hat es zwar zugesagt, stehe aber an, ob es würcklich erfolget seÿe? ohngehindert ihnen zuerkennen gegeben worden, daß Sie dem Beÿspiel des ærarÿ folgen, und glauben möchten daß wann die alte Materialien zubrauchen wären, man gewiß solche zu Verminderung deren Bau - Kösten von denen Herrschaftl: Brand - |
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Städten hernehmen würde.[50] Die ganze Sach haftet an deme daß die mehresten Fertinger mit Fremden Geld und auf blossen Credit bauen, einfolglich wan die dermahlig herstellende Gebäu widerum einfallen, nicht allein das dargeliehene Geld vergebens angewendet, sondern Sie Fertinger auch beÿ weitere abgenöttigten Aufbauung entweder damit aus Mangel deren Mitteln nicht mehr fortkommen, oder aber die Glaubiger noch empfindlicher ansezen därften; Ich stelle dannenhero ohnmaßgeblich anheim, ob nicht ex causa publica gedachten Fertingern und übrigen Hallstädter Insassen die fernere Herstellung ihrer Gebäuer zu untersagen wäre, biß nicht ihre Brandstädt durch Werkverständige vollends untersuchet, welche, und wie solche auszubessern? beangenehmet, mithin weiterer Schaden verhüttet werde. So wenig nun von denen alten Herrschaftl: Gebäuern zu denen neuen die vorhandene alte Materialien nuzbar mehr anzuwenden seÿend, so wenig kan von denen ersteren ausser annoch das Amthauß[51], und dieses nur zu anderen Gebrauch hergestellet werden. von berührten |
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Materialien seÿnd nur etwelche Platten von der alten Pfannen, dann auch das meiste Eisen annoch, übrigens aber nichts in der Welt zugebrauchen, dergestalten daß zu den neuen nöthigen Gebäuern alles frisch, ausser obigen, herbeÿ geschafet werden muß. Das alte Amthauß [Hervorhebung FVI], welches wie schon gehors: gemeldet, etwelcher massen in brauchbaren Stand gesezet werden könne, ist hierzu von darumen ohnbequemlich und ohnschicksam, weilen es allzuweit von dem neuen Pfannhauß abgelegen wäre, mithin die nahe Einsicht ermangeln thäte; Ist auch von so grossen Raum nicht, daß für die übrige Beamte das Unterkommen hergestellet wurde. Sothannes Amthauß [Hervorhebung FVI]wäre also ohnweit der Pfannen aufzubauen, und darinnen für den Pfannhauß Verwaltern, Waldmeistern, ein ganzn weniges Unterkommen für den Berg - Inspectorn, vor beide Pfannenzuseher, dan dem Amtsdiener mithin auch unter einstens eine Behaltnus, wo statt einer Gefängnus die strafmässige Arbeitherr hinzustecken kommen, endlichen der Inschlet[52] und Eisen - Keller dabeÿ zugleich zugerichtet |
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werden könne, damit alles an der Hand seÿe, und die Amtierung soviel möglich zusammengezogen werde: Wegen des Fueder - Zahler darf von darummen auf kein Quartier angetragen werden, weilen nach desselben Ableiben welcher schon ein 70. jähriger Mann ist, dieses Amt Vollends aufgehoben, und die Besoldung in Erspahrung gebracht wird. Was nun den Überschlag dieses erforderlichen Amthauses anbetrifft, so hat die Zeit nicht mehr zugegeben, solchen zu überlegen, und abzufassen, jedoch des Veiths und übrigen Werkmeistern Versicherung nach würde das ganze Gebäu 3000 fl. nicht überschreitten, und wäre auf diesem Betrag sichern Rechnung zu machen. den abgebrannten Getraÿd - Kasten [Hervorhebung FVI] belangend, so erachte, daß dieser zu Ausgehung mehrerer Ausgaaben nicht herzustellen, sondern man sich desjenigen am Steeg fortan bedienen könne, gegen deme jedoch, daß in dem neu zuerbauenden Amthauß unter einstens zu einen 4. wochigen Vorrath eine Behältnuß zubereitet werde, dessen man sich jederzeit ein Nothfall nemlich beÿ Anhaltung der Ungestümmen des See |
[fol. 65] |
bedienen könne; und ist der Orth am Steeg von darummen am anständigsten befunden worden, weilen das Gebäu schon darzu vorhanden, und der Kasten durch den daselbst wohnenden Clausen - Meistern sicherlich bewachet werden könne, sodann die wenige Ausbesser = und Erweiterung ohngefehr 70 fl. betragen. Die Hof - Capellen wie Spittal - Kirchen, und Spitaller Wohnung, dan des gewesten Gegenschreiber Wohnung und Casarmen, der Zuseher Häuser, Schlacht - Bänk und Fleischhackers - Wohnungen, dan auch der Feuer- und Diener - Thurm [Hervorhebungen FVI] wären um das ærarium von mehreren Auslaagen und beständigen Unterhaltungen künftighin zu entladen zu keinen Zeiten mehr herzustellen, weilen statt ermleter Hof - Capellen diese wohl wegen der Hof - Caplaneÿ als auch in Ansehung der Gebaü - Unterhaltung wie all übrigen Erfordernussen wohl und hinreichig gestiftete Calvari - Berg - Capellen zum Behuf deren Beamten und zugehörigen Arbeitheren gebrauchet werden kan, in welcher der drinnen täglich verbündlichermassen die Meeß zulesen schuldiger, |
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und in einer eigenen Behausung, so auch durch das Stiftungs - Capital im baulichen Stand erhalten wird, wohnhafter Hof - Caplan die jenige Meeß welche er vorhin in der Abgebrannten Hof - Capellen für die Officianten lesen muste, in erwehnter Bergs - Calvari - Capellen fortzusezen hätte. Es kommet nur darauf an, daß man ohne die Stiftung zu beschweren nur ausser dem Portal eine alleinige Bedeckung mit wenigen Kösten aufrichten lassen, damit sich künftig vermehren werdende Zuhörer, weilen mehr gedachter Calvari - Bergs - Capellen und Caplans - Wohnung ohnweit der neuen Pfann = und Amthauß liget, Vor Schnee, Regen und Wind wehrender Meeß gesichert stehen. Keine von allen Brandstädten ist so ruinieret, als die Spittal - Kirchen und Spittal - Wohnung [Hervorhebungen FVI] selbsten, massen Sie am ersten durch das daran gelegene und die Ursach zur Feuers - Brunst gegebene Beckenhauß [Hervorhebung FVI] von dem Feuer angegriffen, und hiernach stets davon vollends umgeben gewesen, folglich von dem Gemäuer gar nichts zu guten gebracht werden kann. Die Wohnung ist nur vor alle 8. Spittäler gewesen |
[fol. 67] |
denen nebst solcher die Wochen von dem Amt zu ihren Unterhalt 34 xer abgereichet worden, womit Sie sich selbsten haben beköstigen müssen die solche angehend Stiftung lautet alleinig auf diese 8. worzu jedes mahlen die gebrechlichste Arbeither oder deren hinterlassenen Wittiben angenommen werden. Von obigen 8 seÿend 2. durch das Feuer umgekommen, also noch 6. vorhanden. Die Herstellung der Spittal - Kirchen samt Wohnung erachte ich umso notwendiger weilen das ærarium in Verfolg einer beÿ dem Hallstädter - Amt vorhandenen und Lit: K. anliegenden [ist als einzige Beilage zu Akt erhalten, liegt vor fol. 67] allerhöchster Resolution sich der Ausbesserung der Kirchen und Pfarrhofs nicht wohl wird entschlagen können. Da diesem also können die 8 Spittäler fürohin ihre Gebett täglich wie es beÿ dem Amt Ischel und Ebensee beobachtet wird, in gemelter Pfarr - Kirchen verrichten, und für ihre Wohnung zu denen geniessenden 34 xer nach dem Beÿspiel anderer Cammer - Guths - Ämtern 4 xer wochentlich zugeleget werden, wo ihnen dann freÿstehen, wie gelegen seÿn wird, nahe beÿder Kirchen, Befreundeten und anderen guten Leüten ihr Quartier und Versorgung |
[fol. 68] |
zufinden; Jedoch wäre dem Amt aufzutragen, auf sothanne Spittäler, damit Sie der Stifftungs - Schuldigkeit nachkommen, genaue Achtung zugeben, sothanne gestiftete Provision wie bishero, denen so die gröste Verdienste hirzu haben, zuzutheilen, ingleichen ihr Wochentliches nemlich 38 xr richtig verabfolgen zulassen, und da diese 8. Spittäler einen gewissen jährlichen Holz - Betrag Stiftungsmäßig zu geniessen gehabt haben, solchen ebenfalls unter Sie ordentlich auszutheilen. Aus Gelegenheit der Häuser deren Pfannen - Zusehern kan ich nicht umgehen gehorsamst vorzustellen, daß sowohl beÿ denen 3. Cammer - Guths - Ämtern, als in Aussee solche sehr schlecht seynd, und ihrem Amt der Fähigkeit halber zum empfindlichsten Nachstand des Salz - Suds /: da ich eben solchen beÿ meiner Anwesenheit in Aussee schlecht befunden :/ liderlich vorstehen, Mann muß sich disfalls zwar nicht verwundern, weilen sich ohngemein schlecht besoldet seÿnd, und etwa 50 fl. des Jahrs genüssen, ist also leicht abzunehmen, daß ein solcher um mit seinen angehörigen sein Leben fortzubringen, auf Veruntreuung |
[1] Salzoberamtsarchiv im OÖLA Linz, Beigelegter aquarellierter Lageplan zum Akt: Jahresfaszikel 1809, Nr. 74, Fol. 17085.
[2]Morton, Friedrich, Führer mit Bildern durch Hallstatt und Umgebung, Hallstatt 1925, S. 9f.
[3] Dieser Schuttkegel besteht zum Großteil aus natürlichem Material, das vom Mühlbach seit dem Ende der letzten Eiszeit in den Hallstätter See eingetragen wurde, aber auch aus dem Pfannhausbetrieb resultierenden Versturzmaterial. Vgl. dazu: Walter Greger et al., Die Unterwassersinter im Hallstätter See (Hallstatt/Oberösterreich), Edition: SPELDOC 31, Linz/Wien, 2024..
[4]Merian, Matthæum, Topographia Provinciarum Austriacarû, Frankfurt 1649, S. 19ff.
[5] Jacob Anton Premblechner, Hallstatt, Vogelschauansicht von Osten über den Hallstätter See, zwischen 1735 und 1739, sechs Blätter mit je 40,2 x 54,2 cm, Feder in Braun, Deckfarben auf Papier, auf Karton kaschiert, Sign. AZ13290.
[6] 1750 abgebrannt. Vgl. IDAM, Friedrich, Zur Verortung des abgekommenen Pfannhauses im rezenten Ortsgefüge von Hallstatt, 2024, DOI: 10.13140/RG.2.2.11662.95042/1 und Schraml, Carl, Das oberösterreichische Salinenwesen vom Beginne des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, Wien 1932, S. 173.
[7] Zuseher = Aufseher im Pfannhaus (Salzsudbetrieb). Das Zuseherhaus ist 1750 abgebrannt und wurde nicht wiedererrichtet. Vgl. (Quiex, 1751, fol. 65.) Eine Zuseherwohnung wurden in dem 1771/72 im Ortsteil Lahn neu errichteten Amtshauses integriert.
[8] Das Amtshaus ist 1750 abgebrannt und wurde an dieser Stelle nicht wiedererrichtet. Vgl. (Quiex, 1751, fol. 63.). Neubau 1771/72 im Ortsteil Lahn. Die Brandstätte wurde wieder bebaut.
[9] Der Hofschreiber war der höchste Beamte des Salzwesens in Hallstatt.
[10] Hofkammerarchiv Wien, Obderensisches Salzkammer Gut, Fonds 6, Salinen zu Hallstatt, rote Nummer 47, Faszikel VI, Handschriften aus den Jahren 1494 – 1710, Hallstätter Inventar 1540, fol. 107v
[11] Der gesamte Hofkomplex ist 1750 abgebrannt und wurde an dieser Stelle nicht wiedererrichtet. Vgl. (Quiex, 1751, fol. 65). Ein Teil der Raumfunktionen wurde in dem 1771/72 im Ortsteil Lahn neu errichteten Amtshauses integriert.
[12] Gegenschreiber, der dem Hofschreiber (Vorstand des Salzwesens in Hallstatt) zugeteilte Kontrollbeamte.
[13] Der Turm wurde auch Feuerturm genannt, (Quiex, 1751, fol. 65) wohl deshalb weil dort Feuerwacht über das Pfannhaus gehalten wurde.
[14] Antrag = (vom Schiff) herantragen zum Getreidespeicher. s. Anm. 25.
[15] Traid Kasten = Getreidekasten, Getreidespeicher, ist 1750 abgebrannt und wurde an dieser Stelle nicht wiedererrichtet. Vgl. (Quiex, 1751, fol. 64). Neubau im Ortsteil Lahn im Bereich des neuen Sudhauses.
[16] Stuck = Die große Sudpfannen wurde aus "Eisernen braithen Plöchern [Blechen] gemacht und Stuckweiß zusamben gericht, und vernaglet. Vgl. (Caraffi 1697, fol. 41). Die Stuckhütte ist 1750 abgebrannt und wurde an dieser Stelle nicht wiedererrichtet. Neubau im Ortsteil Lahn im Bereich dem neuen Sudhaus.
[17] Baan = Bahn, Ebene zum Transport des Feuerungsholzes. Die Bahnhütten sind 1750 abgebrannt und wurden an dieser Stelle nicht wiedererrichtet. Vgl. „Manipulations Beschreibung / Von den Haalholz Aufsatz und Baanwesen“ OÖLA, SOA, HS 21c, „Tabella II“.
[18] Hallstatt-Museum, Sig. F 12043. Zeigt den baulichen Zustand des Marktes zwischen 1730 und 1735, da die 1730 erbaute Angstkapelle am Friedhof auf der Zeichnung bereits vorhanden ist. Der Dachstuhl des Turms der Kath. Kirche, der 1735 von seiner alten Form auf barock erneuert wurde, ist noch in seiner alten Form dargestellt.
[19] s. Anm. 8.
[20] s. Anm. 11.
[21] s. Anm. 12.
[22]Federspiel, Franz, Grundlagenforschung und Strategien im Hinblick auf den "Städtebaulichen Schutz des Kulturgutes" und die "Historische Geographie" (Auszug), in: Das Salzkammergut und die Welterbekulturlandschaft Hallstatt-Dachstein/Salzkammergut, Hg. v. H. P. Jeschke, Beiträge zur Landeskunde von OÖ, Bd. 13 (2002), S. 45.
[23] s. Anm. 13.
[24] s. Anm. 7.
[25] s. Anm. 15.
[26] s. Anm. 16.
[27] OÖLA Linz, KPS Sig. XXII 260a(rot), Tagrevierkarte 1713, Maßsta 1: 2400, RIETZINGER, Hans, Format: 178,0 x 158,0 cm
[28] s. Anm. 15.
[29] Hallstatt-Museum, Invent. Nr. 513, dargestellter Gebäudebestand zwischen 1730 und 1735, da die Angstkapelle am Friedhof wurde 1730 erbaut und ist am Plan bereits vorhanden, der dargestellte alte, pyramidenförmige Dachstuhl des Turms der Kath. Kirche wurde 1735 von seiner alten Form auf barock erneuert.
[30] s. Anm. 7.
[31] s. Anm. 8.
[32] s. Anm. 13.
[33] s. Anm. 15.
[34] s. Anm. 16.
[35] OÖLA Linz, KPS Sig. XXII 272(rot) Grubenkarte sämtlicher Baue Randzeichnungen Ansicht von Hallstatt, 1725, RIETZINGER, Hans, 140,0 x 256,0 cm.
[36] s. Anm. 18.
[37] s. Anm. 7.
[38] s. Anm. 8.
[39] s. Anm. 13.
[40] s. Anm. 12.
[41] s. Anm. 22.
[42] OÖLA, Sign. KPS XVI 49b, ENGLEITHNER Mathias, Hallstatt, Vogelperspektive des gesamten Ortes, Format: 31,8 x 121,0 cm, Ischl 1765.
[43] s. Anm. 6.
[44] ENGL, Isidor, Geschichte Hallstatt (Manuskript Hallstatt Museum), 1905, Band 2, Seite 77.
[45]Das Überführen der Fuder von der Lahn in den Markt erfordert im Markt entsprechende Anlegestellen beziehungsweise Anfrachthütten; ein Indiz für die Herstellung der Landzungen als Landepiers.
[46]"Pfannhausarbeiter"
[47]Interessante Schreibweise; Waldbach als Verschleifung von Wallbach ?
[48]"Schotter", Vgl. Flurname "Grieß" in Bad Ischl am südlichen Traunufer.
[49]"Moos"
[50]Dieser Umstand legt die Vermutung nahe, daß die unbrauchbaren Baumaterialien tatsächlich nicht mehr verwendet, und als einfachste Form der Entsorgung im Bereich der Brandstätten im See verstürzt wurden. Auf diese Weise könnten die verschwundenen Landzungen (Franzisceische Urmappe) aufgeschüttet worden sein.
[51]"Amthaus" wird bereits statt "Hofhaus, Hofschreiberamt" gebraucht.
[52]"Unschlitt"