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Abbildung 1: ehem. Haus Kainz und katholische Pfarrkirche - Aufnahme Idam 1997
Die Entwicklung der Bebauung und der Ausdehnung des Landungsplatzes ist von der Mitte des 17. Jahrhunderts an aus bildlichen Quellen gut nachvollziehbar. Künstliche Aufschüttungen zum See hin, Rutschungen und die Anlage eines Hafenbeckens haben die Ausdehnung des Platzes im Laufe der Geschichte immer wieder maßgeblich verändert.
Abbildung 2: Landungsplatz mit Hafenbecken, 1874 – Arbeitsmappe, BEV.
Abbildung 3: Landungsplatz, 1649 - Matthäus Merian.
Die Ortsansicht von Hallstatt war ein beliebter Darstellungsgegenstand der Vedutenkunst, wodurch – vor allen Dingen im 19. Jahrhundert eine Vielzahl von Blättern entstanden ist. Die älteste bekannte Vedute des Marktes Hallstatt stammt von Matthäus Merian und wurde 1649 publiziert. Der Topograph idealisiert in seiner Darstellung in manchen Bereichen, wie etwa der Bebauung des Hallberges oder den Bereich der "Bedeckten Stiege"[1], welche vom Landungsplatz zur katholischen Kirche hinaufführt. Es fehlt die Darstellung des nördlichen Mühlbacharmes. Der Bereich des heutigen Landungsplatzes ist in einer freien Fläche zu vermuten, die zum See hin baulich geschlossen erscheint, und sich lediglich im Bereich der heutigen Mühlbachmündung hausbreit zum See hin öffnet. Auffällig ist ein Gebäude mit Flachdach, welches im Vordergrund der Spitalskirche, etwa im Bereich des heutigen Hotels "Grüner Baum" am Seeufer errichtet ist.[2]
Abbildung 4: Landungsplatz, 1713 - Hans Rietzinger, Tagrevierkarte, OÖLA.
Die Tagrevierkarte von 1713 stellt den Landungsplatz zum See und zum Mühlbach hin unverbaut dar, die Ezingerische, später Seeauerische Salzfertigung mit den Gebäuden Nro. 99 und 103,[3] an denen in Richtung See einige kleinere Objekte anschließen, ist deutlich auszumachen.
In der "Acuraten Mappe" Rietzingers von 1725, die in der Genauigkeit der Darstellung ihrer Bezeichnung gerecht wird, ist am nördlichen Ufer des nördlichen Mühlbacharms an dessen Mündung in den See der Vorgängerbau des evangelischen Bethauses, die Stadlerische Stoßstatt,[4] dargestellt. Das Seeufer verläuft deutlich weiter westlich als in der vierzig Jahre jüngeren Darstellung Engleithners, sodass die Gebäude 99 und Nr. 101 und 103, die Seeauerische Salzfertigung, dicht am Ufer stehen. Eine Ansicht des Marktes vor 1750[5], zeigt den Landungsplatz gleichfalls sehr schmal und stimmt mit Rietzinger 1725 weitgehend überein.
Abbildung 5: Landungsplatz, 1725 - Hans Rietzinger, Acuraten Mappe, OÖLA.
Abbildung 6: Landungsplatz, vor 1750, - Anonym, Museum Hallstatt Invent. Nr. 513.
Abbildung 7: Landungsplatz, 1765 – Engleithner, OÖLA.
Engleithner bezeichnet den Landungsplatz mit "A", weist aber der Bezeichnung in der Legende lediglich die Bedeutung "Marktflecken Hallstatt" zu. Im Hintergrund des Landungsplatzes, an der Felskante zur katholischen Kirche, ist deutlich eine Brandruine zu erkennen, bei der es sich um die Reste des Stadlerischen Hauses handeln dürfte. In dieser Darstellung fehlt der nördliche Mühlbacharm, während sich hingegen die Landzungen mit den dazwischenliegenden Zufuhren bereits abzuzeichnen beginnen. Das Seeufer verläuft vor der Seeauerischen Salzfertigung deutlich weiter östlich als vor dem Brand, wesentliche Teile des Landungsplatzes müssen daher zwischen 1725 und 1765 aufgeschüttet worden sein. Da zum Zeitpunkt der Darstellung Engleithners die Wiederbebauung des Marktes noch keineswegs abgeschlossen war, und viele Brandruinen noch bestanden, kann durchaus vermutet werden, dass in den folgenden Jahrzehnten der Brandschutt weiterhin gezielt in den See verstürtzt wurde, um damit die Landzungen zu gewinnen. An der Westseite des Platzes sind von Nord nach Süd die Objekte 99, 101, 103[6] eindeutig zu identifizieren. Nach Norden grenzt das Haus 98, nach Süden das Haus 127 den Platz ein, womit der rezente Platzraum als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts festgelegt gelten kann.
Abbildung 8: Landungsplatz, 1825, entzerrte Urmappe.
Die franzisceische Urmappe von 1825 zeigt Liegenschaftsgrenzen, die den Platz durchschneiden, die heutige Platzmitte ist als Wiese ausgewiesen. Südlich, zum Mühlbach hin, wird der Platz vom evangelischen Bethaus, Parzelle 105, und dem kleinen Gebäude auf der Parzelle 126[7], den Nachfolgebauten der Stadlerischen Stoßstatt geschlossen. Besonders bemerkenswert ist auf diesem Blatt die Darstellung dreier Landzungen, die vom heutigen Uferverlauf aus gerechnet, mit einer durchschnittlichen Breite zwischen 20 und 30 m, bis zu 55 m weit in den See ragten. Die Längsachse dieser Landzungen deckte sich mit dem fächerförmigen städtebaulichen Grundmuster des Marktes. Die Zungen waren durch etwa sieben bis zwölf Meter breite, trapezförmige Kanäle von einander getrennt, welche den großen Salzzillen die Zufuhr und das Anlanden bei den Fertigungen erlaubten. Diese Landzungen sind vor 1849 im See versunken, da sie auf einem Plan aus diesem Jahr nicht mehr dargestellt sind.[8]
Abbildung 9: Landungsplatz 1825, - franzisceische Urmappe, OÖLA.
Abbildung 10: Landungsplatz, DKM 2002.
"Schon bei der Landung hat sich ein von klaffenden Rissen durchzogenes Gebäude unserer Betrachtung aufgedrängt, welches seinem äußeren Ansehen nach für einen Getreidespeicher gehalten werden könnte, wenn nicht eine etwas ostensible[9] Inschrift es als 'evangelische Kirche' bezeichnen würde."[10]
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Abbildung 11: Das evangelische Bethaus um 1865.
Das hier beschriebene Bethaus wurde ab 1784 auf der Brandstätte der Stadlerischen Stoßstatt im Bereich der heutigen Mühlbachmündung errichtet und 1785 geweiht. Die Seefront des in der Grundfläche sechs mal neun Klafter großen Gebäudes aus Bruchsteinmauerwerk war auf Pfählen gegründet. Dieses zweigeschossige Haus mit einfachen, rechteckigen Fenstern, ohne Turm und ohne Glockengeläute hatte, wie es das Toleranzpatent[11] vorsah, keinen Zugang zur öffentlichen Straße.[12] "Das Bethaus war 1807 zu klein geworden, weshalb es die Gemeinde durch die Verlängerung der Emporkirche um dreißig Stühle vergrößerte."[13]
Nach der Fertigstellung der evangelischen Christuskirche wurde 1864 das Bethaus abgetragen und der Grund verkauft. Der neue Eigentümer, Hotelier Karl Seeauer, ließ auf dem Grundstück sowohl einen Park anlegen, der "uns freundlichen Willkomm bietet",[14] als auch den Anlegeplatz für das Dampfschiff errichten.[15] Dabei wurde in den Platz ein elf mal dreizehn Meter großes Hafenbecken geschnitten, welches im Zuge der Demolierung des Hotels Kainz im Jahr 1961, wieder zugeschüttet wurde.
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Abbildung 12: Anlegeplatz und Hotel Kainz - Aufnahme nach 1885[16]
Im gegen Ende des 20. Jahrhunderts war der Landungsplatz, abgesehen von einem Fahrkartenkiosk der Hallstättersee-Schiffahrt beim Landungssteg, nach Osten zum See hin völlig offen. Nordöstlich begrenzte eine niedrige Bootshütte den Platz. Der gesamte Landungsplatz, dessen westliche Einfahrt mit einer automatischen Schrankenanlage versehen ist, wird zurzeit als Parkplatz für dauerparkende Personenkraftwagen genutzt. Westlich wird der Platz aktuell vom Komplex des "Heritage-Hotels" und dessen vorgelagerter Gastronomie-Terrasse begrenzt.
In der Platzebene bildet das mit Kalksteinquadern ausgemauerte Bett des Mühlbaches als geradlinige Furche die faktische südliche Platzbegrenzung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde zeitgleich mit der Anlage des "Kainzparks"[17] und der Errichtung des Anlegeplatzes für das Dampfschiff[18] das Mühlbachbett mit dem Drehpunkt Kreuzung Gosaumühlstraße im Mündungsbereich um etwa fünf Meter nach Norden verschwenkt.[19]
Kath. Kirche und Friedhofsterrasse
Die räumlich dominante westliche Begrenzungsschicht des Landungsplatzes wird von der gewaltigen mittelalterlichen Mauer gebildet, die eine künstliche Terrasse stützt, auf der die katholische Pfarrkirche und der gemischtkonfessionelle Friedhof Platz finden. Das Bodenniveau dieser Terrasse liegt etwa 20 m über dem Landungsplatz.[20]
Dieser erhöhte, sakrale Bereich, in dem auch der katholische Pfarrhof, die Filialkirche Sankt Michael und das Totengräberhaus liegen, erfüllt die spezifischen Anforderungen seit Jahrhunderten in kaum veränderter Form. Die als Maria-Hilf Kirche konsekrierte katholische Pfarrkirche ist ab 1320 gesichert nachgewiesen. Von einem Vorläuferbau aus dem 12. Jahrhundert sind noch Teile erhalten.[21] Die heutige Form der katholischen Pfarrkirche stammt im wesentlichen aus dem frühen 16. Jahrhundert und ist das Ergebnis eines Jahrhunderte andauernden Entwicklungsprozesses.
Die öffentliche Fläche zwischen der evangelischen Christuskirche und dem Seeufer besitzt, abgesehen von zwei schmalen Eingängen südlich und nördlich der Kirche, keine Anbindung an das öffentliche Wegenetz. Die Kirche selbst ist zur Landesstraße orientiert und nimmt auf den Kirchengarten keinen Bezug. Die Abschottung zum öffentlichen Raum durch den Baukörper der Christuskirche, den See und den ab der Landesstraße nicht mehr überbrückten Mühlbacharm verleihen der Fläche den Charakter eines ruhigen, geschlossenen, fast privaten Gartens, der im öffentlichen Leben nur wenig Bedeutung besitzt.
[1]Bedeckte Stiege: westlich von Gst. Nr. 88/3.
[2]Merian, Matthæum, Topographia Provinciarum Austriacarû, Frankfurt 1649, S. 19 -23.
[3]Die Nummerierung bezieht sich auf die Urmappe. Vgl. dazu Abbildung 9: Landungsplatz 1825, - franzisceische Urmappe, OÖLA.
[4]Abgebrochen, exakter Grundrissplan der Brandstätte im Maßstab 1:288 (Visitation, 1781, fol. 537 u. Qa 139/1).
[5]Anonym, Öl auf Holz, Museum Hallstatt, Inventar Nr. 513.
[6]Nach der Nummerierung der franzisceischen Urmappe.
[7]Die Nummerierung bezieht sich auf die Urmappe. Vgl. dazu Abbildung 9: Landungsplatz 1825, - franzisceische Urmappe, OÖLA.
[8]Ramsauer, Johann Georg, Beschreibung mit Abbildungen über die aufgefundenen Altertumsgräber nächst des Rudolfsturmes am Salzberg zu Hallstatt nach den, von den k.k. Bergmeister Johann Georg Ramsauer über diese Funde geführten Tagebuch u.z. mit Jahr 1846 bis einschlüßig 1849, Karte A, Manuskript in der Bibliothek des Kunsthistorischen Museums Wien, Nr. 3185, Hallstatt vor 1849.
[9]"Zum Vorzeigen berechnet, auffällig".
[10]Simony, Friedrich, „Ein oberösterreichischer Salinenort. Ein Beitrag zur Kunde von Land und Leuten“, Österreichische Revue, Vierter Jahrgang, zweites Heft, Wien 1866, S. 137.
[11]Am 13. Oktober 1781 von Kaiser Joseph II. erlassen, erlaubte Protestanten sowie nichtunierten Griechisch-Orthodoxen freie Religionsausübung und ab einhundert Mitgliedern (in Entfernung von einer Gehstunde) den Bau und die Erhaltung von Kirchen (ohne Glocken und Eingang von der Straße) Nach: Bamberger, Richard und Maria, Österreich Lexikon, 2 Bände, Wien 1995, Band II, S. 502.
[12]Goetze, Ernst-Günther, Den Glauben Leben: Chronik für die evangelische Pfarrgemeinde A. B. Hallstatt, Bad Ischl 1985, S. 72f.
[13]Schraml, Carl, Das oberösterreichische Salinenwesen von 1750 bis zur Zeit nach den Franzosenkriegen, Wien 1934, S. 526.
[14]Vgl. dazu den Plan in: Morton, Friedrich, Führer mit Bildern durch Hallstatt und Umgebung, Hallstatt 1925, S. 7f.
[15]Goetze, Ernst-Günther, Den Glauben Leben: Chronik für die evangelische Pfarrgemeinde A. B. Hallstatt, Bad Ischl 1985, S. 93.
[16] URSTÖGER, Hans Jörgen, Hallstatt Chronik, Hallstatt 1994, Seite 334
[17]Vgl. dazu den Plan in: Morton, Friedrich, Führer mit Bildern durch Hallstatt und Umgebung, Hallstatt 1925, S. 7f.
[18]Goetze, Ernst-Günther, Den Glauben leben: Chronik für die evangelische Pfarrgemeinde A. B. Hallstatt, Bad Ischl 1985, S. 93.
[19]Vgl. dazu Nachträgliche Korrekturen vor 1874 im Franzisceischer Katasterplan, Maßstab = 1:2880, Katastralgemeinde Hallstatt 42007, Blatt Nr. II, Topographische Anstalt, Wien 1825.
[20]Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, V 29 Punktkarte des Nivellements 2. und 3. Ordnung, Nivellementoperat Oberer Traunfluss, S. 3.
[21]Rausch, Wilhelm, Die Salzorte an der Traun, Bearbeitet von Willibald Katzinger, Helmut Lackner, Hermann Rafetseder, Maximilian Schimböck, Linz 1986, S. 43.